Heimaterde und Burn, 10.06.2017 im Cult / Nürnberg
Düsterer Electro mit brachialer E-Gitarre und mittelalterlichen Instrumenten, garniert mit viel Blut und abwechslungsreicher Bühnenshow – das sind Heimataerde live.
Die Band aus dem Ruhrgebiet und ihr Support „Burn“ gaben sich am Samstag, den 10.06.2017 im Nürnberger Szene-Club „Der Cult“ die Ehre und spielten gute zwei Stunden lang.
Eine Woche nach Pfingsten braucht man keinen übermäßigen Besucheransturm erwarten, sind doch die meisten Anhänger der schwarzen Szene noch damit beschäftigt, sich vom WGT zu erholen. Deshalb war es spannend, wie viele Gäste sich wohl an diesem Abend in dem gemütlichen Nürnberger Szene-Club „Der Cult – nightclub & more“ einfinden würden. Kurz nach dem Einlass um 19:00 Uhr war erst eine Handvoll Besucher anwesend, was schon darauf hindeutete, dass dieses Konzert eher in einer familiären Atmosphäre stattfinden würde; und so kam es auch.
Schon um 19:45 Uhr begann im „Cult“ der Abend mit der Rock-Band „Burn“. In schlichtem Schwarz gekleidet betraten die vier Münsteraner die Bühne. Da die Band im vergangenen Jahr eine fast komplette Neubesetzung ihrer Mitglieder hinter sich gebracht und damit einen grundlegenden Neuanfang gewagt hat, spielten sie fast nur neue Songs von ihrem aktuellen gemeinsamen Album „Ein Monument aus Gold“.
Der Großteil der wenigen schon anwesenden Besucher zog es angesichts der frühen Stunde vor, das Geschehen auf der Bühne zunächst aus sicherer Entfernung zu beobachten, nur ein kleiner harter Kern fand sich direkt vor der Bühne ein und feierte die Band. Außer einem gelegentlichen Gitarrenwechsel blieb der Auftritt weitgehend unaufgeregt; mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug spielten die Jungs soliden deutschen Gothic-Rock ohne weiteren Schnickschnack. Ergänzt wurde das Programm um zwei englischsprachige Songs aus den beiden alten Alben („Ghost“, „Why Don’t You Find Out for Yourself“). Sänger und Gitarrist Felix Friberg erklärte vor manchem Song kurz, wovon er handelt, so geht es z.B. bei „Denn wir sind die“ um den Münsteraner Stadtteil, in dem er aufgewachsen ist, und bei „gebrochene Versprechen“ um etwas Persönliches. Mit seinen Mitstreitern Christian Wischer (Gitarre), Markus Düring (Bass) und Jörg Schwaer (Schlagzeug) spielte er souverän sein Set bei gutem Sound. Der Höhepunkt war mit „Monument aus Gold“ – dem Titelsong des aktuellen, dritten Albums – auch gleichzeitig schon das Ende ihrer Show.
Das inzwischen nur leicht angewachsene Publikum, das fast vollständig aus schwarz gekleideten Zuhörern bestand, schien während der (äußerst kurzen) Umbauphase langsam aufzuwachen und kam näher zur Bühne, einige Fans positionierten sich gleich in der ersten Reihe, um dort auf ihre Lieblingsband zu warten.
Um 20:45 begann das Konzert von „Heimataerde“ mit Nebel und einem epischen Intro, bei dem zuerst Bruder Ansgar in Kettenhemd und Templer-Wappenrock auf die Bühne torkelte. Kurz darauf folgte Ordensbruder Jaques in Mönchskutte und mit E-Gitarre und damit brach die Show auch schon los; sie rockten das Intro zunächst noch ohne ihren Sänger Ashlar. Zum nächsten Song „Aerdenbrand“ kamen dann auch Ashlar und der Waffenbruder Ignatius auf die Bühne. Wie gewohnt waren sie in Kettenhemden und Wappenröcke gekleidet, ihre Gesichter blut- und schmutzverschmiert, und trugen diverse Waffen bei sich, so dass man wieder eine spektakuläre Show der stattlichen Ordensbrüder erwarten konnte.
Bruder Ansgar von Huretha spielte den elektronischen Dudelsack, Bruder Jacques de Perigord die E-Gitarre, Bruder In Hoc Signo bediente den Synthesizer und Bruder Ignatius von Schneeberg posierte mit den Waffen, während Ashlar von Megalon sang. Das Publikum ließ sich sofort einfangen.
Die Band spielte den nächste Hit „Gotteskrieger“, und ein erheiterter Bruder Jaques wollte es sich nicht nehmen lassen, den Fans die auf einen Pappteller gekritzelte Setlist des Abends zu zeigen („So professionell arbeiten wir immer!“). Es folgten „Der Verfall“ und „Dein Opfer“, das Ash und Ansgar zeitweise im Duett sangen. Dabei bewies Ansgar, dass er auch beim Luftgeige spielen durchaus seriös wirken kann. Jeder Fan weiß, das
s es bei einer Heimataerde-Show recht blutig zur Sache geht und so war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ein von Ansgar angebissenes blutiges Herz (natürlich kein echtes) in die Menge geworfen wurde – begeistert aufgefangen von einem Fan in der ersten Reihe. Dadurch wurde das Publikum noch mehr angespornt und so war inzwischen die ganze Menge in Bewegung.
Nach „Templerblut“ kam zum „Pilgerlied“ die elektronische Drehleier mit dem Namen “Mediva” zum Einsatz, die – wie Ash betonte – manchmal etwas zickig sei, weshalb man sich nicht immer auf sie verlassen könne. Mediva hatte gute Laune und zeigte sich von ihrer besten Seite. Die Stimmung steigerte sich mit jedem Song und das Publikum jubelte, klatschte und tanzte ausgelassen. Der Sound war durchgehend solide.
Während der Show hantierte der Waffenbruder Ignatius auf der Bühne mit Schwertern, Äxten oder sonstigen Waffen herum und gestikulierte drohend in Richtung der Besucher. Bisweilen zog er auch blutend bzw. blutspritzend seine Runden durchs Publikum und sorgte so für noch mehr Stimmung unter den Zuschauern.
Bei „Kaltwaerts“ kamen zum ersten Mal an diesem Abend die Flammenwerfer links und rechts auf der Bühne zum Einsatz (Ansgar: „Wir hatten an dieser Stelle eigentlich Schneekanonen eingeplant – aber Feuer sieht einfach besser aus!“), zu „Morituri Salutant“ erhöhten sie noch einmal das Tempo. Zum technoiden Song „Gib mir“ erklärte Ash: „Wir sind ja sozusagen die Scooter der schwarzen Szene!“
Als vorerst letzten Song des Abends stand die Single „Hick Hack Hackebeil“ auf dem Programm; der morbide Kinderreim geht sofort ins Ohr. Passend zum Thema wurde nun Bruder Ignatius auf der Bühne von Bruder Ansgar kunstvoll „hingerichtet“, was natürlich wieder mit viel umherspritzendem Blut einherging.
Es waren zwar nur um die 50 Besucher anwesend, aber diese riefen beharrlich nach einer Zugabe.
So gab es – nachdem zuerst Band und Zuschauer kniend zusammen dem Pater Noster lauschten – zunächst den Song „Heimataerde“, was die Menge begeistert aufnahm, und danach noch Heimataerdes musikalische, rockige Interpretation von Goethes Gedicht „Der König in Thule“. Schon um Punkt 22:00 wurde das Konzert mit den Worten „wir sehen uns gleich am Merch!“ beendet. Dort konnten die Fans dann noch mit der Band sprechen, sich Autogramme holen oder gemeinsame Fotos machen, was begeistert angenommen wurde.
Direkt im Anschluss startete im „Cult“ die reguläre, beliebte „Grey Area“-Szene-Party, bei der alle gemeinsam den Abend ausklingen lassen konnten.
Autor:Luscinia
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