Interview L’âme immortelle
Nürnberg Hirsch
20. Februar 2oo3
LAI: Sonja Kraushofer
Thomas Rainer
Wir: Sebastian Kreuzmann
Sarah Mennesclou
Endlich das erwartete Treffen mit Sonja Kraushofer und Thomas Rainer von LAI. Um 19:00 Uhr betreten wir die Nürnberger Diskothek Hirsch wo wir auch schon von einem Security zu LAI gebracht werden.
Allgemeine Begrüßung.
Zuerst werden ein paar Floskeln ausgetauscht um die Stimmung zu lockern und dann beginnen wir mit unseren Fragen.
Sebastian: Woher nehmt ihr Eure Inspiration und wie schreibt ihr Eure Texte? Ist es ähnlich wie bei anderen Gruppen das ihr z.B. historische Themen bearbeitet?
Sonja: Ja.
Sarah: Könnt ihr uns ein paar Beispiele nennen? Welche z.B.?
Sonja: Thomas schreibt ja die Texte und das sind dann …
Thomas (unterbricht Sonja): …also ich unterbreche hier einmal. Ich nehme meine Inspiration vom täglichen Leben , also von allem was mir so unterkommt. Am intensivsten sind dann natürlich die Gefühle mit Menschen in meinem Leben. Davon handeln ja auch die meisten Texte.
Handy klingelt, Thomas entschuldigt sich, er müsse grad das Management übernehmen, da ihr Tourmanager krank sei
… Ok, weiter. Es sind durchaus einfach Gefühlssachen. Es gab aber durchaus Texte in der Geschichte von L’âme immortelle wie „Heart of Europe" mit einem politischen Hintergrund. Wir setzten da keine Grenzen. Grundsätzlich würde ich sagen, sind schon gefühlsbetonte Themen wie Liebe, Leiden, Enttäuschung usw die, die mich halt inspirieren. Da inspiriert mich dann halt alles was ich im täglichen Leben erlebe. Das sind dann positive wie negative Sachen.
Sebastian: Hört ihr auch selber, private Musik?
Sonja: Ja. Natürlich.
Thomas: Ja. Muss man wohl als Musiker.
Lachen
Sarah: Was zum Beispiel? Habt ihr auch irgendwelche Lieblingsgruppen?
Sonja: Depeche Mode mag ich nach wie vor immer wieder gern. Dann London after Midnight, Peter Gabriel, Nick Cave.
Sarah: Und Du, Thomas?
Thomas: Ich? Momentan… gute Frage! Die Pilot CD von Karell Wutslove ist extrem gut und Peter Gabriel. Einfach ein grandioses Album. Zeigt einfach düstere Gefühle, düstere Stimmung jenseits von Klischees. Das find ich sind extrem interessante Künstler, eben die, bei denen die Gefühle in der Gruftieszene einfach gut betont werden, aber auf einem extrem anderem Stil rübergebracht werden. Es ist somit genau so intensiv, wenn nicht noch intensiver. Davon bin ich einfach extrem begeistert. Das fällt mir jetzt halt spontan ein. Nick Cave find ich auch extrem gut natürlich. Mehr fällt mir momentan nicht ein.
Sonja: Linkin Park.
Thomas: Ja. Linkin Park. Natürlich, hast recht, ja. Die find ich stark. Ich überlege aber gerade noch… kommt ins grübeln
Sonja: Paradise Lost
Thomas: Paradise Lost. Genau.
steht auf und holt seinen CD Ordner und fängt an darin zu blättern
So, was haben wir da alles?! Marilyn Manson hat ein paar grandiose Sachen.
Sonja: Marilyn Manson ist sehr gut, ja.
Thomas: Anfang 90er Techno in allen seinen Ausprägungen usw. Auch extrem interessant. lacht
Sebastian: Gibt es auch Gruppen mit denen ihr gerne mal zusammen was rausbringen würdet? Es gibt ja im Moment auch viele Co.Op. Alben z.B. das neue von Dracul.
Sonja: Mit Depeche Mode was machen würde mir z.B. sehr gut gefallen. Oder vor allem mit Sean von London after Midnight war es sehr schön etwas zu machen und wenn sich sowas nochmal ergeben würde: immer wieder gerne.
Sarah: Was haltet ihr von der momentanen „Gothic Szene" und wie sich diese so entwickelt was Mensch und Musik angeht?
Thomas: Ich finde es extrem schade, dass es sich momentan ein bisschen -ich sag mal- zurück entwickelt. Ich habe die Szene kennengelernt als eine offene Szene, sprich, damals wo wir in den Club gegangen sind ist alles gelaufen. Industrial bis Gothic Rock – komplett durch die Musik. Die gleichen Leute die auf Gothic Rock getanzt haben auf Sisters oder so etwas, haben auch auf Wumpscut getanzt und jetzt findet in dem Einklang der Szene diese große Untergruppierung statt. Das find ich sehr schade. Denn das war es was Gothic immer ausgemacht hat. Die musikalische Offenheit, das dieselben Leute sich mit unterschiedlichen Stilen anfreunden können und es dadurch eine extrem offene Beziehung war. Momentan findet wieder dieses extrem Nicht- So- denken statt, was ich extrem schade finde und ich denke die Leute versauen sich dadurch extrem viel- einfach weil sie grenzen einfach von Haus aus von einem Stil ab, obwohl die Nummer ihnen vielleicht grad urviel bedeuten könnte, sie sagen „das ist nicht mein Stil" und lassen es nicht an sich heran. Auch wenn man sich die Gäste ansieht, die Partys werden immer spezifischer, es gibt die Death Rock Party, die Future Pop Party und Industrial Party- früher war das alles eins und das fand ich eben viel besser. Das find ich eine extrem traurige Entwicklung -eigentlich- muss ich sagen.
Sebastian: Wenn wir schon mal dabei sind, wie seid ihr eigentlich auf die Musik gekommen?
Sonja: Ich eigentlich erst mit oder durch L’âme immortelle, ich kannte vorher so Musik und die Szene gar nicht, ich kannte dafür Thomas, mit dem ich in der Schule war. Und er hat auch schon mit dem Hannes gemeinsam damals die Band mehr oder weniger gegründet und dann haben sie überlegt auch eine Sängerin mit aufzunehmen und ja … Thomas und ich haben uns dann zufällig in der Schule wiedergetroffen und er hat mich darauf angesprochen, dann kam eine Probe von statten und seit dem bin ich halt dabei. Und erst dadurch hab ich auch erst die Leute und die Szene näher kennengelernt. Aber das ist auch schon wieder etwas länger her.
Thomas: Dieses Jahr ist tatsächlich schon unser 7 – jähriges.
Sonja: Das verflixte Siebte Jahr.
Sarah: Jetzt einmal zu eurer neuen CD „Tiefster Winter". Wer hatte die Idee für das Design von dem Booklet? Gibt es eurer Meinung nach einen erkennbaren Unterschied zu vorigen Alben?
Sonja: Tagebuchstil. Die Texte sind mit Hand geschrieben. Wir haben uns mal zusammengesetzt und haben uns überlegt, was wir gerne hätten, also Tagebuchstil war vom Anfang an klar. So entstand dann auch das mit den Überlappungseffekten, die sehr gut ausdrücken, dass was schönes immer im Auge des Betrachters liegt und es jederzeit, je nach Gesichtspunkt, hässlich werden kann.
Dann haben wir uns einfach jemand gesucht, der das umsetzten könnte und das war dann Oliver Schlemmer, der das all
es ganz toll gezeichnet hat und in Form gebracht hat.
Sebastian: Habt ihr auf eurem Album „Tiefster Winter" irgendwelche Favoriten? Oder Songs die euch besonders gut gefallen?
Thomas: Da muss man bei mir jetzt unterscheiden. Also bei mir ist es so, dass ich live andere Favouriten hab, wie man bei den Proben ja schon gemerkt hat, als auf den Platten selbst! Aber es gibt von den Platten selbst keine, mit der ich mich am meisten selbst identifizieren könnte und auch keine bestimmten Favoriten, jeder Song hat etwas was extrem gut rüberkommt, in Element, dass ich wirklich herausragend finde. Da wäre es eigentlich schade, einen einzigen Song hervorzuheben. Live muss ich sagen finde ich „Betrayal" extrem interessant und im „Im Tod vereint" und wir proben ja seit September das neue Live-Set und ich muss sagen, die Zwei haben sich zu meinen absoluten Live-Favoriten herauskristallisiert und machen mir am meisten Spass zu spielen.
Sonja: Was mir sehr gut gefällt "Certainty", des spielen wir jetzt auch öfter, einfach, weil ich weiss, dass es jetzt eben nicht so zum Clubhit werden wird oder auch „Betrayal" find ich live sehr gut.
Sarah: Wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen, von der alten Richtung etwas wegzugehen und mehr mit Instrumenten zu arbeiten?
Thomas: Man hat von Platte zu Platte ja einen kleinen Fortschritt bemerkt und bei der letzten war schon immer mehr Gitarre dabei. Man braucht dann auch immer einen guten Gitarristen und durch den haben wir festgestellt, dass die Gitarre einfach ein vielseitiges Instrument ist, dass sich verschieden einsetzten lässt. Beim normalen Gitarristen denkst du dir nicht, dass man die Gitarre in einem so breiten Spektrum einsetzten kann. Das ist extrem wichtig. Und das hat uns auch den Anstoß gegeben, dass es so klingt wie es klingt. Man darf nicht vergessen, dass die Produktion, bei dem Fortschritt und diesen großen Änderungen, nicht mehr das Songwriting selbst sucht sondern mehr die Produktion, dass heisst, sie sucht was, was eindrucksvoller rüberkommt, viel definitiver ist, voller ganzer Emotionen und viel organischer transportiert wird als zuvor.
Sarah: Ihr seit ja jetzt schon seit 7 Jahren zusammen? Merkt ihr Veränderungen bei dem anderen? Wie sieht es eigentlich Privat aus, trennen sich da eure Wege?
Thomas: Also zusammen sind wir privat eigentlich recht wenig und das ist auch gut so. Weil… es ist nichts negatives oder so, aber ich denke, dass es um so produktiver und besser ist, wenn man sich generell weniger sieht. Ich kann des jetzt halt nur von mir aus sagen. Es hat sich auch nie wirklich ergeben. Aber wenn man sich dann getroffen, ist eine viel euphorischere, energiehaltigere, liebere Stimmung aufgekommen. Wir haben nicht viel geplant, da wir alle recht viel zu tun hatten. Aber ich finde das eigentlich nicht so schlimm, dass wir privat nicht dauernd so aufeinander kleben. Es funktioniert einfach so sehr sehr gut. Das heisst ja nicht, dass wir uns nicht verstehen.
Sonja: Ich denke auch, grad nach so einer Tour wo man halt die Leute Tag und Nacht sieht und auf dem engsten Raum zusammen lebt, ich denk, dann ist es auch ganz angenehm wieder mal….!
Sebastian: Das kann ich mir gut vorstellen.
Lachen
Sebastian: Zum Songwriting an sich: Was kommt euch zuerst in den Sinn: Text oder Musik?
Thomas: Das kann man an sich nicht sagen. Das passiert mal so, dann mal so.. Prinzipiell gibt es immer eine Idee für einen Song, irgendwie… eine Textidee, sei es ein Sound vom Keyboard, irgendwie so etwas was mich zu einer Melodie inspiriert oder eine Melodie, die ich mal gehört habe, ein anderer Song den ich mal gehört habe, der mich dann irgendwie inspiriert einen Song zu machen. Das kann man nicht festlegen, es gibt keine Formel dafür. Es ist jedes mal etwas anderes.
Sarah: Was habt ihr für Pläne für die Zukunft?
Thomas: Jetzt haben wir erstmal unsere CD aufgenommen und sind auf Tour. Aber 2oo3 wird ein sehr arbeitsreiches Jahr für uns.
Sarah: Wird es danach dann wieder etwas ruhiger?
Thomas: Mal schauen! Zumindest bekommt man dieses Jahr noch sehr sehr viel zu sehen und zu hören. Details werden nicht verraten. Das ein oder andere kann man sicher durch dieses Konzert sehen oder erahnen. Dieses Jahr wird auf jeden Fall ein Live-Jahr. Wir sind auch sehr sehr viel im Ausland. Wir werden mal Europa erobern.
Sarah: Wie weit wollt ihr denn die Welt erobern?
Thomas: Von USA bis Moskau hoffe ich!
Sarah: Hattet ihr auch schon mal Fans, bei denen ihr dachtet: „Wow, unsere Musik kommt ganz schön weit herum!"?
Thomas: Hong Kong.
Sonja: Südafrika. Der wollte ein T-Shirt. lacht
Staunen von uns anderen, auch von Thomas
Thomas: Also, ich finde Hong Kong auch sehr krass.
Sonja: Also, ich finde Südafrika noch viel krasser.
Lachen
Vor allem denk ich mir, sieht so ein schwarzer Gruftie unter einer Palme auch recht lustig aus.
Lachen
Thomas: Wie „Ein Vampir in Tokyo" mit Eddie Murphy.
Sarah: Ok, dann bedanke ich mich mal bei Euch.
Sebastian: Ja, Danke. Ich wünsche euch noch viel Spass auf der Bühne.
Thomas: Den werden wir auf jeden Fall haben, und euch viel Spass bei dem Konzert.
Abschlussphoto und Verabschiedung
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