De/Vision "Rockets & Swords

Marcel

De/Vision "Rockets & Swords" VÖ: 24.08.2012 (Popgefahr Records / Soulfood)

 

Seit fast fünfundzwanzig Jahren zählt die Berliner Band DE/VISION zu den beständigsten und verlässlichsten Vertretern des Electro-Pop-Genres, doch haben es sich Steffen Keth und Thomas Adam stets versagt, sich auf ihren hart erkämpften Lorbeeren auszuruhen. Stattdessen haben sie turbulente Odysseen durch die Landschaft von Indie-Labels und Major Companies hinter sich, bis sie ihre Heimat mit dem eigenen Label Popgefahr Records gefunden haben. Und auch musikalisch haben sich DE/VISION nie auf einen Stil festlegen lassen und munter Randgebiete der elektronischen Musikgefilde erforscht, wovon neben unzähligen Alben auch diverse Best-of-Compilations und gleich mehrere Remix-Alben zum letzten Werk „Popgefahr“ zeugen.

Mit ihrem neuen Album „ROCKETS & SWORDS“ bewegt sich das Duo auf durchaus vertrautem Terrain. Schon mit „POPGEFAHR“ haben DE/VISION ihre Klangwelten auf anregende Weise mit lieb gewonnenen Retro-Sounds bereichert. Nun sind sie noch einen Schritt weiter gegangen und haben eine erfrischend klare Linie gefunden, die dem Album ein markantes Gesicht verleiht und die ohnehin stark ausgeprägten Songwriter-Qualitäten der Band noch hervorhebt.

„Alles sollte etwas einfacher und klarer strukturiert sein, übersichtlicher und nicht komplett überladen, dennoch sehr kraftvoll, äußerst diffizil und abwechslungsreich“, umreißt Thomas das Konzept.

Tatsächlich schmiegen sich die Songs von „ROCKETS & SWORDS“ wie eine vertraute Geliebte in die Gehörgänge, fesseln mit pointierten Beats und aufs Wesentliche fokussierte Hooklines, die jedem Song unwiderstehliche Ohrwurmqualitäten verleihen. So kommt „Boy Toy“ wie ein verschollen geglaubtes Relikt aus dem Fundus neuromantischer 80er-Jahre-Sounds daher, mit lieblichem Background-Chor und furiosen Retro-Spielereien, die mal die kühle Kraftwerk-Eleganz ausstrahlen, aber auch verstörende Industrial-Brocken ausspucken. Selbst das ganz und gar himmlisch betörende „Superhuman“ wird immer wieder durch brillante Sound-Spielereien durchbrochen, die das Album wie ein prallbuntes Potpourri elektronischer Musikgeschichte durchziehen. Selbst herzzerrreißende Balladen wie „Beauty of Decay“ oder „Want to Believe“ weisen in ihrer Soundstruktur immer wieder überraschende Elemente auf, die sich harmonisch in die Songchemie einfügen, ihr so aber eine kribbelnde Spannung verleihen, die sich durch das ganze Album zieht. Dies kommt besonders bei dem grandiosen „Brotherhood of Man“ zum Tragen, wo akzentuierte Gitarrenriffs, ein pochender Beat und die zusätzliche Stimme von Crystin Fawn eine farbenfrohe Symbiose eingehen. Aufgefallen ist die Sängerin durch die Remix-Beiträge ihrer Band Hearhere zum „Popgefahr – The Mix“-Album.

Bei der Verwirklichung dieses extrem ausgereiften wie erfrischenden Klangkonglomerats war einmal mehr das Produzenten-Duo Schumann und Bach von unschätzbarem Wert. Bereits seit einigen Jahren bildet das Quartett eine eingeschworene wie fruchtbare Gemeinschaft.

„Neben ihrem umfangreichen technischen Know-How verfügen die beiden über eine schier grenzenlose musikalische Kreativität, und sie haben ein exzellentes Gespür dafür, was DE/VISION ausmacht. Sie geben uns oftmals neue Impulse und zeigen uns andere Wege auf. Wenn man über so viele Jahre so eng miteinander arbeitet, dann ist es aber vor allem wichtig, dass man sich auch privat gut versteht und respektiert. Ein freundschaftlicher, auf Vertrauen basierender Umgang untereinander ist unerlässlich“, umreißt Thomas das Erfolgsrezept ihrer Zusammenarbeit.

 

War das vorangegangene Album „Popgefahr“ noch eine augenzwinkernde Auseinandersetzung mit dem oft negativ besetzten „Pop“-Etikett, schlägt „Rockets & Swords“ thematisch durchaus gesellschaftskritische Töne an.

„Eine Rakete ist eine moderne Waffe, das Schwert eine alte, antike Waffe aus einer vergangenen Epoche. Neu und alt. Beide dienen demselben Zweck, sie sind perfekte Mordinstrumente, sie beschleunigen den Übergang vom Leben zum Tod. Und doch, so komisch das auch klingen mag, können diese Waffen, die ja dazu gemacht wurden, um Leben zu nehmen, manchmal auch Leben retten, wenn es z.B. darum geht, Unschuldige zu beschützen“, beschreibt Thomas das Konzept. „Der Albumtitel symbolisiert die Bipolarität des Lebens im Allgemeinen, positiv und negativ, hell und dunkel, Tag und Nacht usw. Das eine existiert nicht ohne das andere, sie sind nicht gleich und doch eins. Dieses Thema der Gegensätze zieht sich auch textlich durch das gesamte Album. Ein Song auf dem Album trägt beispielsweise den Titel "Bipolar", der Name ist Programm, in einem anderen Song geht es darum, das Gleichgewicht zwischen den Extremen herzustellen. Dieser rote Faden zieht sich durch das ganze Album.

Ich glaube, dass das Bild von Raketen und Schwertern auch gut die aktuelle Weltpolitik widerspiegelt. Wenn man sich anschaut, wie z.B. die Menschen, die in Syrien für ihre Freiheit kämpfen, von einer modernen, militärischen Übermacht niedergemetzelt werden. Diese Menschen kämpfen in der Tat oftmals mit Schwertern (oder weniger) gegen Raketen.“

DE/VISION

präsentieren sich mit

„Rockets & Swords“

als ganz und gar erwachsene Electro-Band, die mit ihrem über Jahrzehnte angehäuften Erfahrungsschatz gelernt hat, sich immer wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren und eindringliche Pop-Perlen in wunderbar facettenreiche Soundgewänder zu hüllen. Die ebenso schlicht wie effektiv produzierten Arrangements lassen nicht nur jedes Electro-Herz höher schlagen, sondern funktionieren einmal mehr auf der Tanzfläche ebenso wie im Heimkino, wo die stimmungsvollen Songs ganz eigene Filme auf die Leinwand vor dem inneren Auge entstehen lassen. Das ist einfach eindrucksvolles Pop-Kino!

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