Am ersten Septemberwochenende diesen Jahres, vom 2.09.-4.09.2011 war es endlich wieder soweit!
Der Kulturpark Deutzen verwandelte sich in ein Festivalgelände der besonderen Art.
Für die sechste Nocturnal Culture Night kündigten sich in diesem Jahr 35 Bands der Szene an, unter ihnen VNV Nation, Kirlian Camera, Atrocity, DAF und Fixmer/McCarthy.
Von EBM, Gothicrock über Synthiepop und Folk war auf zwei Showbühnen für jeden Geschmack etwas dabei.
Ebenso wie die musikalische Vielfalt, versprach auch das Wetter ein unvergessliches Festivalwochenende.
Der Kulturpark Deutzen stellt eine überschaubare, unverwechselbar natürliche Kulisse dar.
Auf dessen Gelände befinden sich an diesem Wochenende ein gemütlicher Mittelaltermarkt mit besonderem Charme, zwei Showbühnen, Campinggelände und eine Kulturbühne für Lesungen und Modenschauen.
Eine Besonderheit des NCN lässt sich gleich zu Beginn erkennen, im Gegensatz zu anderen Festivals, herrscht hier absolute Kinderfreundlichkeit. Auch Familien können hier mit ihrem Nachwuchs problemlos, gemeinsam das unverwechselbare Flair erleben und Spaß haben. Die Nocturnal Culture Night ist ein Festival für Gothics jeden Alters, ohne Beschränkungen.
Freitag, 2.9.2011
Angekommen im überschaubaren Ort Deutzen bei Leipzig war das Festivalgelände dank der eindeutigen Ausschilderung leicht zu finden. Bereits drei Stunden vor Eröffnung der Kassen standen die schwarzen Besucher vor dem Eingang Schlange.
Entsprechend der Bandbreite der ausgewählten Bands fiel auf, dass das Publikum ebenso breitgefächert war. Dieses bestand aus Fans jeglicher musikalischer Untergattungen und Altersklassen.Allerdings, wie bereits in den Jahren zuvor, waren CyberGothics selten und nur vereinzelt vertreten, dies ist vielleicht auf die differenzierte Musikauswahl und das etwas höhere Durchschnittsalter (Ü30) zurückzuführen.
Dann endlich, pünktlich um 17:40 Uhr eröffneten Den.C.T.Bug den Festivalmarathon mit ihrem authentischen Auftritt. Die Stimmung der Besucher hob sich von Konzert zu Konzert, wodurch oder gerade weil die Getränkestände allerhand auszuschenken hatten.
Von verschiedenen Metsorten, über Bier, Alkoholfreies, Cocktails bis hin zur „roten Brause“ ist dem durstigen, in der Sonne schwitzendem Gothic kein Wunsch verwehrt worden.
Am späteren Abend zog die mitreißende Show von Tyske Ludder das Publikum endgültig in seinen Bann. Ihre Kombination von Old School- Attitude, Härte und inhaltlicher Substanz polarisierte das Publikum auf interessante Art und Weise, woraufhin sich die ersten Reihen des Amphitheaters in eine wilde Pogofläche verwandelten.
Headliner des Freitagabends war Kirlian Camera, die durch stilistische Vielfalt, welche sowohl hymnenhaftes Pathos, ebenso wie Club Tauglichkeit und Klangexperiment unnachahmlich vereint beeindruckten. Die Begeisterung des Publikums war deutlich zu spüren und an dessen Resonanz eindeutig zu erkennen.
Nach den Konzerten bestand für die Besucher die Möglichkeit bei einem gemütlichen Lagerfeuer mit Stummfilm ein wenig zu relaxen und die Nacht ausklingen zu lassen.
Samstag, 3.09.2011
Bereits am Samstag Vormittag waren die treuen Fans wieder auf den Beinen und erwarteten die Bands bereits ungeduldig.
Nicht alle jedoch! Durch die sommerlichen Temperaturen wussten manche Gothen das nahegelegene Strandbad zu schätzen. Dieses blieb nicht, wie in den Jahren zuvor unbesucht, sondern erfreute sich besonderer Beliebtheit. Gleichzeitig fand sich auch reges Treiben auf dem Mittelaltermarkt. Hier hatte der Besucher die Möglichkeit zu Schlemmen, zu Bummeln, sich nur eine Verschnaufpause zu gönnen, oder sich einfach nur am regen Treiben der Gaukler zu erfreuen.
Im Laufe
des Nachmittags begeisterte die Band Shiv-R das von der Hitze gepeinigte Publikum. Die australische Gruppe wurde bereits im Vorfeld vom Veranstalter als Geheimtipp gehandelt. Sie gilt als die neue Kraft in der elektronischen Musikszene und hatte auf dem NCN in Deutzen ihre Deutschland Premiere. Trotz der frühen Spielzeit und den hohen Temperaturen war das Publikum von ihrem Auftritt begeistert.
Daraufhin geriet der reibungslose Ablauf des Festivals durch einen Stromausfall ins Wanken. In Folge dessen blieb das Festivalgelände c.a. zwei Stunden vergleichsweise ruhig.
Die Band Elane lies sich davon nicht beeindrucken und versuchte sich unplugged, musste sich aber dennoch nach zwei Songs geschlagen geben und auf die Instandsetzung des Stromkreislaufs zu warten.
Auf der Kulturbühne hingegen gab die Band Oberer Totpunkt nach ihrem extravaganten Auftritt am Mittag eine Lesung, bei der Songtexte und Kurzgeschichten vorgetragen wurden. Die fehlende Technik aufgrund des Stromausfalls beeinträchtigte die Stimmung dahingehend, dass zwischen Band und Publikum eine Nähe und eine Art persönliche Beziehung spürbar war.
An dieser Stelle ist auch eine weitere Besonderheit des NCN zu erwähnen:
Die familiäre Stimmung des Festivals ist nicht nur auf die Offenheit und Freundlichkeit der Besucher zurückzuführen sondern ruht auch daher, dass ein Austausch zwischen Band und Publikum so gut wie jederzeit möglich ist, da viele Künstler das Festival selbst über einen längeren Zeitraum besuchen. Auch das macht das einzigartige Flair des NCN aus.
Als die technischen Probleme gelöst waren und der Strom wieder floss, wurden die ausgefallenen Auftritte parallel nachgeholt, d.h. es wurde auf beiden Bühnen gleichzeitig gespielt. Leider musste sich der Besucher nun entscheiden welche Show er sich ansehen möchte. Doch war bereits am früheren Abend der ursprüngliche Spielplan wieder eingeholt und einem überschneidungsfreiem Konzertmarathon stand nichts mehr im Wege.
Nachdem Atrocity am Abend mit Verspätung begann, begeisterten sie nicht nur die Anhänger der Metalszene mit ihrer extravaganten Show. Das Jubelnde Publikum war Vollkommen beeindruckt von der markanten Musik, ebenso wie von den beiden außerordentlich hübschen Tänzerinnen, welche die Band unterstützen.
Nach den Konzerten bestand für den partywütigen NCN Besucher die Möglichkeit auf der Aftershowparty noch einmal richtig „den Tiger rauszulassen“, für diejenigen welchen, denen es etwas ruhiger lieber war, bestand die Möglichkeit die Nacht auf dem gemütlichen Mittelaltermarkt oder am Getränkestand, bei einem Bierchen ausklingen zu lassen.
Sonntag, 4.09.2011
Für Anhänger der ersten Variante dürfte der frühe Beginn der Konzertreihe am Sonntag, um 11:45 Uhr das ein oder andere Problemchen bereitet haben. Dennoch standen die hartgesottenen Fans auch um die Mittagszeit, bei angenehmen 30°C wieder vor der Bühne.
Am letzten Abend des sechsten NCN begeisterte DAF das Publikum und brachte auch den müdesten dazu sich zu bewegen. Wobei die minimalistische Musik mit Sprechgesang des Kultduos doch eher den älteren Teil des Publikums ansprechen zu schien. 30 Jahre nach Gründung der Band sind zwar ihre Songs noch immer sehr beliebt und gehen ins Ohr, dennoch haben die damals revolutionären Songs bereits an Tragweite verloren. Leider hat das jüngere Publikum keinen Bezug mehr zu den Inhalten. Klassiker der Deutsch Amerikanischen Freundschaft hinterlassen trotzdem immer wieder ein feierndes Publikum und ihre Show sind ein Muss.
Im Anschluss heizte Fixmer/McCarthy die Stimmung weiter an. Mit ihren mitreißenden Beats brachte das Duo die Fans bereits nach den ersten Takten zum Tanzen und überzeugten auch wirklich den allerletzten Tanzmuffel mit ihrer beeindruckenden, energiegeladenen Musik.
Schließlich war es nun soweit, der Headliner des NCN 2011, VNV Nation brachte die Stimmung auf den Höhepunkt! Obwohl es bereits Sonntag Abend war hatten sich so viele Fans versammelt, dass um die große Bühne kaum mehr Platz zu finden war. Viele waren gespannt auf die Titel aus dem neuen Album…
Innerhalb kürzester Zeit übertraf die Band mit ihren tragenden Sounds und den treibenden Bässen, die bereits sehr hohen Erwartungen des Publikums. Alle Fans waren voll und ganz in ihren Bann gezogen und ein freundschaftliches Zusammengehörigkeitsgefühl war die Folge.
Seit über 20 Jahren entwickelt sich das Duo Ronan Harris und Mark Jackson kontinuierlich weiter und verbinden in ihren Sounds und Texten aktuelle elektronische, alternative, indie und dance Einflüsse mit inspirierenden und tiefgründigen Texten. Ihre Auftritte sind früher wie heute ein Muss für jeden, der sich mit ihrer Musik beschäftigt.
Auf dem NCN 2011 performten sie allseits bekannte Klassiker neben zwei Songs des neuen Albums „Automatic“ welches Anfang September diesen Jahres erscheinen wird.
Es verspricht eine bisher ungewohnte Härte ihrer Klänge und Texte wie in ihrem Song „Control“, ebenso wie gegenteilig extrem ruhige Sounds zu beinhalten, ohne aber dabei die Unverkennbarkeit von VNV Nation zu verlieren. Ihre Musik bleibt dadurch immer aktuell und spricht ein breites Publikum an.
Insgesamt ist und bleibt das NCN ein beeindruckendes Festival mit ganz besonderem Charme und überzeugt auf ganzer Linie. Ob es nun die abwechslungsreiche Bandauswahl, die freundlichen Besucher, das breite Speisen und Getränkeangebot, oder die kleinen Besonderheiten wie ein Massagezelt, der Mittelaltermarkt, das Strandbad, oder die wunderschöne Kulisse ist. Jedermann war begeistert und der Großteil wird nächstes Jahr wiederkommen, zum siebten Nocturnal Culture Night Festival.
Hierfür haben sich bereits schon unter anderem Peter Hook&The Light, Angelspit, Eisenfunk und The Beauty of Gemina angekündigt.
Wir sehen uns nächstes Jahr dort!
Rieder Regina