Nocturnal Culture Night

Marcel

Nocturnal Culture Night 2012

„Huiiiiiiiii“ und schon wieder ist ein wundervolles NCN Wochenende vorbei. Vom 7.09.- 9.09.12 fand die nun schon 7. Nocturnal Culture Night im Kulturpark Deutzen statt.

Dieses Jahr bescherten 40 Bands und ein super Wetter ein unvergessliches Festivalwochenende. Auch dieses Jahr gab es zwei Hauptbühnen, die Kulturbühne. Der Mittelaltermarkt war dieses Mal jedoch von einem umfangreichen Programm bestimmt. Auf der kleinen Bühne des Marktes spielten Freitag und Samstag insgesamt drei Bands, während es den Rest des Tages Tanzaufführungen, Stelzentheater und Feuershows zu bestaunen gab.

Doch nun erst einmal der Reihe nach…

Freitag, 7.09.2012
Nach circa fünf Stunden Fahrt sind wir gegen 14 Uhr im kleinen Örtchen Böhlen angekommen um dort bis zum Beginn des Festivals erst einmal unser Hotel zu inspizieren. Da traf uns der erste Schock. Da meine Erwartungen an Hotels, Sauberkeit, Frühstück und Möblierung betreffend doch zugegeben relativ hoch sind, war das zu Erwarten. Doch was uns hier geboten wurde übertraf meine schlimmsten Befürchtungen! Gebucht war eine Suite zu einem nicht geringen Preis pro Nacht. Gehaust haben wir letztendlich in einem riesigen Plattenbau mit offenen Rohrleitungen, Industrieteppich, zweifarbig ausgebesserter Wandfarbe, Rissen in den Wänden, verklebten Glühbirnen, extrem verschmutzte Fernbedienung sowie Nachttischlampen und zuletzt ein mit Bauklötzen gestütztes Bett. Alles in allem wären die Zustände insgesamt zu beschreiben eine belustigende Kurzgeschichte für sich, doch darum soll es hier ja nicht gehen. Grundsätzlich sei gesagt, dass jeder Preis für diesen Bunker mit dem Charme der DDR- Zeit zu hoch gewesen wäre, doch wir froh sein konnten, eine eigene Dusche zu haben und nicht die Gemeinschaftsdusche verwenden zu müssen. Wer vor hat das NCN zu besuchen sollte sich rechtzeitig und genau über ein Hotel informieren, oder einfach auf dem Festivalgelände campen. Das erspart jede Menge Ärger, böse Überraschungen und nicht zuletzt schont es den Geldbeutel.
Als wir uns vom ersten Schreck erholt hatten, haben wir unser Schicksal akzeptiert und sind nun aufgebrochen nach Deutzen. Pünktlich um 17 Uhr begann der Einlass in den Kulturpark. Schon am Einlass haben wir die netten Securities des letzten Jahres erkannt und wurden herzlich begrüßt. Auch beim Abholen unserer Pässe fielen einem die vielen bekannten Gesichter des Vorjahres auf. So fand gleich ein reger Erfahrungsaustausch statt und man fühlte sich willkommen. Der nette, um nicht fast schon zu sagen freundschaftliche Umgang von Veranstaltungsteam, Security, Fotografen und Besuchern untereinander ist einmalig für die Nocturnal Culture Night und macht diese zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Der Konzertmarathon wurde von Coinside eröffnet. Das Duo steht für düsteren Elektro, gepaart mit wuchtigen Rythmen und einer aussagekräftigen Stimme. Im Anschluss daran brachten Bands wie Dance Or Die, Maerzfeld, A Life Divided und Nosferatu mit ihren überschneidungsfrei, direkt aufeinander folgenden Auftritten das Publikum in Stimmung.
Besonders stimmungsvoll und außergewöhnlich war der Auftritt von Eric Fish and Friends. Der hauptamtliche Sänger der Band Subway to Sally hat sich in der Vergangenheit alleine einen Namen gemacht. Bei seinen gleichzeitig gefühl- und kraftvollen Solokonzerten erhält er derzeit Unterstützung von verschiedenen Musikern. Seine akustische Musik und eine romantisch anzusehende Bühne im Kerzenschein schufen eine ganz besondere Atmosphäre auf einem Festival, das ansonsten eher von elektronischen und rockigen Klängen geprägt ist. Die Kombination von romantischen Elementen ebenso wie sensiblen Umweltbetrachtungen in seinen Texten fand durchaus einen nennenswerten Anklang beim Publikum.
Der Freitagabend fand seinen Höhepunkt um 22:40 Uhr mit dem kraftvollen Auftritt von KMFDM. Das Publikum füllte nun den gesamten Bereich vor der großen Bühne. Die Mischung aus Punk, Industrial und unmissverständlichen Messages zusammen mit extremer Lautstärke brachte die Festivalbesucher in Stimmung. Der unverkennbare Industrial-Sound von „Kein Mehrheit für die Mitleid“ hielt die Masse bis kurz nach 00:00 Uhr in Bewegung.
Im Anschluss um 00:15 Uhr hätte auf der kleinen Bühne Widukind spielen sollen. Doch leider, aufgrund von Krankheit fiel der Auftritt aus. In seinem neuen Projekt verbindet Carsten Klatte seinen „Post-Apocalyptic-Folk“ mit einer Mischung aus Video, Literatur und Livepercormance. Unterstützt wird er dabei von Yve Darksound. Schade, dass wir nicht selbst einen Eindruck gewinnen konnten.
Im Anschluss an die Konzerte fanden freitags und samstags Aftershowpartys statt, um den partywütigen Festivalbesuchern noch bis ca. 3:30 Uhr die Möglichkeit zu geben richtig zu feiern, bevor sie in die Betten bzw. Schlafsäcke fielen. Wer es etwas ruhiger ausklingen lassen wollte, konnte sich am Lagerfeuer bei der Kulturbühne bei einem Stummfilm entspannen. Freitags gestaltete sich die Party nach dem Konzertmarathon jedoch etwas ruhiger mit Chill-Out Musik, damit noch genug Energie für die folgenden beiden Festivaltage blieb.
Wir jedoch sind schon nach dem letzten Konzert den weiten Weg zurück zu unserem besonders charmanten Hotel angetreten, um uns auf unseren substanzlosen Federkissen für den nächsten Tag auszuschlafen.

Samstag, 8.09.2012
Nach einem wunderbar erholsamen Schlaf und einem besonders delikatem Frühstück ging es wieder Richtung Kulturpark Deutzen. Begleitet wurden wir von Sonnenschein und gefühlten, angenehmen 20 Grad.
Auf dem Festivalgelände angekommen haben wir uns erst einmal die Zeit genommen, den gemütlichen Mittelaltermarkt zu besuchen. Klein aber selbstverständlich gut sortiert mit vielschichtiger Unterhaltung. Dort ist für jeden was dabei: Ob kleine Zaubershows, Stände mit Bekleidung, handgemachten Glaskunstwerken oder Schmuck  aller Art. Nicht zuletzt erwähnenswert sind die vielen Leckereien: Von Eis über gebrannte Mandeln, bis zu Kartoffelecken mit Quark und allerlei Fleisch in gebratener Form ist für jeden Gaumen etwas Passendes zu finden.
Um 15:10 Uhr begann Eisenfunk auf der kleinen Bühne. Das nun schon seit fünf Jahren bestehende Projekt, von Michael Mayer gegründet, brachte das Publikum, trotz der relativ frühen Tageszeit, in Tanzstimmung. Sie überzeugten durch, die für sie bekannten harten elektronischen Klänge in Kombination mit Industrialbeats, Noise-Elementen und melodiösen Leadsounds.
Im Anschluss daran spielten Nova-Spes und Fliehende Stürme. Um 17:40 Uhr war The Beauty of Gemina auf der großen Bühne zu sehen. Die moderne Schweizer Rockband, die sich durch gezielte Kombination verschiedener Elemente dennoch bewusst einer eindeutigen musikalischen Zuordnung entziehen möchte, überzeugte durch ihre mächtig anklingenden dunklen Songs und tiefgründigen Lyrics. Besonders geprägt wird ihre Musik durch die unverkennbare Stimme des Frontmanns Michael Sele, die sich als tragende Komponente durch ihre Songs zieht. Dass diese Musik laut Schweizer Presse für die Schweiz nicht gut ist mag wohl so sein, den Festivalteilnehmern jedoch scheint es nicht geschadet zu haben.
Um 20:10 Uhr war es dann soweit, von den meisten Festivalbesuchern heiß ersehnt: der Auftritt von Suicide Commando. Ca. 75 Minuten schuf das Ein-Mann-Projekt von Johan van Roy mit seinem harten Sound eine Atmosphäre der besonderen Art. Der gesamte Bereich um die große Bühne herum war bis hinauf zu den Ständen mit tanzenden Festivalbesuchern gefüllt. Die tanzbaren unmissverständlichen Sounds brachten sogar den letzten schüchterneren Gothen dazu sich zu den aggrotechnoiden Rythmen zu bewegen. Allseits bekannte Songs, wie „See you in Hell“ und „Bind, torture, kill“ überzeugten auch den Letzten. Das seit 25 Jahren bestehende Projekt hatte das größte Publikum und ich würde auch fast sagen die überzeugendste Stimmung auf dem siebten NCN.
Nach diesem Höhepunkt spielte um 22:45 Uhr Peter Hook & The Light, ebenfalls auf der großen Bühne. Peter Hook, Gründungsmitglied und Bassist von Joy Division, deren Sänger, Ian Curtis Selbstmord beging. Zum 30. Todestag von Ian Curtis stellte Peter Hook eine Gruppe von Mitmusikern und Freunden zusammen, um die beiden Alben, „Unknown Pleasures“ von Joy Division und dem nachfolgenden „Closer“ in Gedenken an die Ereignisse, Ians Leben und dessen Beitrag zur modernen Musik zu feiern. Die Resonanz im Publikum beschränkte sich allerdings eher auf das ältere Publikum, die Peter Hook wahrscheinlich noch von Joy Division kannten. Dem Publikum im Altersbereich von 20-27 fiel es etwas schwerer sich mit dieser Musik zu identifizieren. Deswegen fiel die Resonanz in dieser Altersgruppe etwas schwächer aus. Trotzdem war die besondere Stimmung während des Auftritts für Jedermann spürbar. Die ersten Reihen nahmen die Stimmung auf und ließen sich von den Songs mitreißen.
An dieser Stelle möchte ich, wie bereits im letzten Jahr, die besondere Auswahl der Bands der Nocturnal Culture Night betonen. Von Aggrotech über Synthie-Pop, Mittelalter, Rock, EBM, Industrial bis zu Metal und akustischen Projekten ist für Jeden etwas dabei. Die idyllische Kulisse des Kulturparks und die besonders netten Leute tun noch ihr übriges. Dennoch kann das NCN in der Szene als „Geheimtipp“ bezeichnet werden. Bei Betrachtung der Besucherzahlen lässt sich aber eine steigende Tendenz feststellen, was auch zu begrüßen ist, denn wer dieses Festival noch nicht besucht hat, dem entgeht ein unvergessliches erstes Septemberwochenende.
Für einen gelungenen Abschluss des Samstags sorgte Dirk Ivens gemeinsam mit Borg als DJ für ordentliche Beats auf der Aftershowparty.

Sonntag, den 9.09.2012
Nach einer kurzen Nacht war dann nun auch schon wieder Sonntag. Im Frühstücksraum unseres Hotels trafen wir an diesem Morgen das schwedische Trio Principe Valiente, die sich ihrerseits die Köstlichkeiten des Buffets schmecken ließen. Die seit 2005 existierende melancholische Dark-Pop Band, die von leichten Post-Punk-Einflüssen geprägt ist wurde im Vorfeld vom Veranstalter als Geheimtipp gehandelt und hatte am Vortag, um 13:55 Uhr ihren Auftritt auf der kleinen Bühne.
Als wir aufbrachen Richtung Kulturpark um den letzten Festivaltag zu genießen, trafen wir erneut auf die schwedische Band, die gerade ihren Bus belud um zu einem weiteren Konzert nach Hamburg zu fahren. Spontan wurden ein paar Worte gewechselt und noch ein Portrait von der extravaganten Reisebekleidung geschossen.
Angekommen in Deutzen hatten wir die Sonne und 27 Grad im Gepäck. Bei diesen Temperaturen wollten wir uns doch nun endlich einmal das, dem Festivalgelände nahegelegene Strandbad ansehen. Nachdem der heiß ersehnte Strand nun doch ein gutes Stück weiter entfernt lag als zunächst angenommen, haben wir das kühle Nass des riesigen Sees heiß ersehnt. Als wir den Sandstrand endlich erreicht hatten entsprach dessen Größe nicht direkt unseren Vorstellungen und leider, wie das eigentlich zu erwarten gewesen war, sind bei diesen Temperaturen auch bereits andere auf die Idee gekommen sich dort abzukühlen. Deshalb haben wir keinen Platz mehr gefunden, werden uns aber im nächsten Jahr bestimmt früher au
f den Weg machen, denn einladend sah der riesige See mit kleinem Steg und grüner Kulisse schon aus.

Gegen 15:10 Uhr spielte auf der großen Bühne das seit 2004 bestehende, australische Projekt Angelspit. Sie stehen für einen ganz eigenen Industrial-Rock-Sound der ganz stark von der visuellen Ausstrahlung der Künstler beeinflusst wird. Trotz des Sonnenscheins, der frühen Spielzeit und der Hitze beeindruckten sie mit einer extravaganten Show. Das Publikum ließ sich trotz der Umstände und der Tatsache, dass nun doch schon der dritte Festivaltag zur Hälfte vorbei war und sich eine gewisse Müdigkeit eingestellt hatte, mitreißen.
Im Anschluss daran fieberten die meisten NCN-Besucher dem Auftritt von Agonoize entgegen, welcher um 18:55 Uhr pünktlich auf der kleinen Bühne begann. Aufgrund der relativ großen Bekanntheit des Berliner Trios bescherte die kleine Bühne den meisten Leuten nur einen Platz sehr weit hinten. Aus dieser Entfernung konnte die spektakuläre Bühnenshow fast nur noch erahnt werden, was etwas schade war. Gleich zu Beginn ihrer Show Schnitt sich Chris L. die Pulsadern auf und bespritzte die ersten Reihen inklusive der Fotografen im Graben mit Kunstblut. Obwohl es ohnehin von vornherein bekannt war, dass man bei den Aufsehen erregenden Bühnenshows der harten Elektro-Combo in den ersten Reihen sozusagen grundsätzlich mit Körperflüssigkeiten oder Sonstigem in Berührung kommt, wurden einige der Fotografen auf der Jagd nach dem perfekten Foto, zu ihrem Leidwesen mit der roten Flüssigkeit benetzt. Glücklicherweise hatte aber niemand irgendwelche Schäden zu beklagen. Eine Folge des Kunstbluts war dennoch, dass diejenigen, die bei Agonoize ganz vorne mit dabei waren für den Rest des Festivals eindeutig erkennbar waren. Ansonsten riss der bizarre Auftritt das Publikum noch einmal so richtig mit.
Im Laufe des Abends wurde die abnehmende Besucherzahl langsam spürbar. Einige Festivalbesucher sind bereits schon den Heimweg angetreten, deshalb waren nun, vor dem letzten Auftritt des siebten NCN noch etliche Sitzplätze auf den Bänken frei. Umso überraschender war es, als die allgemeine leicht melancholische Stimmung des verbliebenen Publikums sofort verschwand, als blaue und gelbe Luftballons zusammen mit kleinen schwedischen Flaggen ausgeteilt wurden. Dann war es nun soweit, die schwedische Space-Pop Band S.P.O.C.K betrat die Bühne. Durch ihren Charme und ihre menschliche Art entstand zu Beginn schon eine gewisse Nähe zum Publikum, welches sie sofort für sich gewonnen hatten. Ihre Songs überzeugten ebenso wie ihre individuelle Show. Es kam bei diesem letzten Act noch einmal richtig Tanzlaune auf und eine super Stimmung. Leider war das Publikum nicht mehr so zahlreich wie an den Tagen zuvor, aber diejenigen welche noch da waren, feierten für die schon Aufgebrochenen mit. Pünktlich um 21:55 Uhr endete ihr Auftritt mit einer riesigen Party, das Publikum wurde auf die Bühne geholt und tanzte dort mit S.P.O.C.K zusammen dem Ende entgegen.
Abgeschlossen wurde die siebte Nocturnal Culture Night, wie immer mit der Huldigung des Veranstaltungsteams für den reibungslosen Ablauf, die Koordination und all die anderen wichtigen Sachen, die im Hintergrund wie auch im Vordergrund getan werden mussten. Nach den abschließenden Worten und dem Hinweis, dass die achte Nocturnal Culture Night im nächsten Jahr stattfinden wird, wurden die Festivalbesucher Zeugen eines Heiratsantrags von einem Mitglied des Veranstaltungsteams an seine langjährige Freundin.
Wir können also gespannt sein, wie es weitergehen wird.
Die achte Nocturnal Culture Night wird vom 6.09.- 8.09.2013 im Kulturpark Deutzen stattfinden, der Kartenvorverkauf beginnt bereits im Oktober 2012. Bisher haben sich Haujobb, Alice Neve Fox, Spiritual Front, Frozen Plasma, Heimaterde, Autodafeh und Terrolokaust angekündigt. Weitere Acts sind in Planung.
Ich freue mich schon auf ein weiteres unvergessliches NCN und hoffe, neben den vielen bekannten und superfreundlichen
Menschen auch ganz viele neue Gesichter vielleicht auch aus Bayern zu sehen, die sich von diesem ganz besonderen Festival begeistern lassen wollen.

Ahja, zuletzt noch ein guter Tipp: Augen auf bei der Hotelauswahl 😉
Ansonsten steht einem wundervollen Wochenende nichts mehr im Wege und wir sehen uns im nächsten Jahr in Deutzen!

Regina Rieder

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