Ceci n’est pas une video
Wirft man die postmoderne Liebe zur Wiederholung als Tat der Differenz, als positiver Möglichkeit zur Handlung, in den Raum und schließt diese kurz mit dem neoformalistischen Konstrukt der Entautomatisierung der Wahrnehmung, dann findet man es vielleicht nicht mehr vollkommen verwunderlich, warum jemand zur Abwechslung mal eine alte Digitalkamera an einem Besenstiel befestigen und selbige Konstruktion vermittels der Videofunktion des billig beim Discounter erstandenen Geräts in eine homegrown Steadycam umfunktionieren sollte, mit der dann in einem Take nicht drei Videos zu einem Song gedreht werden, sondern ein Video für drei – welches jedoch dann erst die Differenz in der Wiederholung erzeugt.
Denn das Wiederholen will zwar ein Noch-einmal, doch dieses Wieder findet ja nie zur selben Zeit statt, die Zeit selbst setzt einen Unterschied, und die Wiederkehr wird Vergegenwärtigung, Vergangenes wird abwesend anwesend.
Die Positionierung der One Shot Trilogy im Gegensatz zu den gewohnten Verfahren zeitgenössischer Videoproduktion dürfte sich wohl recht deutlich erschließen.
Denn wenn das ästhetische Produkt als ein Konstrukt aus verschiedenen künstlerischen Verfahren betrachtet wird, die für bestimmte Zwecke gewählt werden, entweder in Befolgung von, oder aber im bewussten Widerspruch zu bestimmten inhaltlichen und ästhetischen Konventionen, dann entspringt die Wirksamkeit eines einzelnen Kunstwerks dabei einem Entfremdungseffekt, einer Entautomatisierung der Wahrnehmung. Die gewohnte, längst automatisierte Art der Wahrnehmung wird durch den Einfluss der künstlerischen Verfahren zu einer ungewohnten, noch nicht automatisierten.
Führt ihr fortgesetzter Einsatz allerdings zu einer Gewöhnung an sie, so ist für den erwünschten Effekt der Einsatz solcher Verfahren, die dem Zuschauer noch ungewohnt sind, oder von gewohnten Verfahren in einem für sie unüblichen Zusammenhang nötig. Die Wirkung künstlerischer Verfahren ist also nur gegeben im Kontext der vom Zuschauer erlernten inhaltlichen und ästhetischen Konventionen, denen sie entsprechen oder denen sie sich widersetzen. Or, to put it in a nutshell: New ist the new old. But different.